Wie oft sieht man Bäckereien, deren Verkaufsregale noch kurz vor Feierabend übermäßig bestückt sind. Pro Woche bleiben im Durschschnitt Backwaren im Wert von etwa 15.700 Euro für jede Bäckerei hierzulande unverkäuflich. Diese Reste werden an Tafeln verteilt oder landen in Biogasanlagen und im Müll.
Das Institut für Nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft der Fachhochschule Münster hatte in einem zweijährigen Forschungsprojekt Bäckereien aus Nordrhein-Westfalen hinsichtlich ihrer Überproduktion und Verschwendung von Brot und Backwaren überprüft und Verbraucher hinsichtlich ihres Backwarenkonsums befragt.
Laut Aussagen des Projektleiters Prof. Dr. G. Ritter könne eine derartige Fehlplanung vor dem Hintergrund, dass anderswo gehungert wird, nicht hingenommen werden. Ziel des Projektes war es somit, gemeinsam mit den teilnehmenden Unternehmen und Verbraucherverbänden Verbesserungsansätze zu erarbeiten.
Mit der Auswertung ergab sich, dass insbesondere der Bestellprozess der Filialen einer Bäckerei viele Verbesserungsansätze birgt. So sollte für mehr Flexibilität die Bestellung möglichst am Ende eines Werktages liegen. Aktuelle Veranstaltungen der Region oder Schulferienzeiten müsse bei der Warenbestellung Berücksichtigung finden, da diese Komponenten ebenso das Einkaufsverhalten der Verbraucher beeinflussen wie beispielsweise die Wetteraussichten des nächsten Tages. Auch die Verbraucher müssten ihr Einkaufsverhalten ändern und damit rechnen, dass das von ihnen gewünschte Brot kurz vor Feierabend nicht mehr erhältlich sein könnte.
Ein ständiges Überangebot an frischen Lebensmitteln führt bundesweit zur jährlichen Verschwendung von etwa elf Millionen Tonnen Lebensmitteln.
Prof. Dr. Guido Ritter et al.
Verringerung von Lebensmittelabfällen –
Identifikation von Ursachen und Handlungsoptionen
in Nordrhein-Westfalen
Studie für den Runden Tisch „Neue Wertschätzung von Lebensmitteln“
iSuN
3/2012