Die Befürchtung, dass die Zahl der Demenzkranken im höheren Alter stark ansteigen werde, scheint unbegründet zu sein. Denn mehrere Untersuchungen aus Großbritannien und anderen europäischen Ländern haben jetzt belegen können, dass derartige Prognosen der Vergangenheit nicht mehr zutreffen.
Die höheren Jahrgänge sind heute durchschnittlich fünf Jahre länger geistig fit als noch vor 30 Jahren. Der Anstieg der Demenz-Neuerkrankungen ist eindeutig geringer als befürchtet und erreicht nahezu eine gleichbleibende Konstante: Während vor 30 Jahren die Demenz-Rate in Großbritannien beispielsweise bei 8,3 % bei den über 65-Jährigen lag, liegt diese Rate 20 Jahre später nur noch bei 6,5 % und somit um ein Viertel beziehungsweise bei etwa 200.000 Demenzkranken weniger.
Die positive Entwicklung scheint jedoch hauptsächlich den Menschen mit einem höheren Bildungsstand vorbehalten zu sein. Bei der Bevölkerungsgruppe mit Hochschulabschluss kam es im Alter wie beschrieben seltener zur Demenzerkrankung, während die Personen mit niedrigerem Bildungsgrad häufiger von einer Demenz betroffen waren. Die Demenz-Inzidenz stieg zunehmend an.
Die Wissenschaftler vermuten, dass dieses positive Verhältnis zwischen Demenz und Bildung auch darauf gründet, dass Menschen höheren Bildungsabschlusses ein nachweislich geringeres kardiovaskuläres Risiko haben. Dieses wirkt sich positiv auf das Demenz-Risiko aus. Sie werten diesen Zusammenhang als Anzeichen dafür, dass die Demenz unter anderem auch durch eine gute Herzkreislauf-Gesundheit und einen anspruchsvolleren Lebensstil vorgebeugt werden könne.
Satizabal C.V.L. et al.
Incidence of Dementia over Three Decades in the Framingham Heart Study
N Engl J Med
2/2016; 374: 523-532.